Neulich in der Zwischenzeit

Oder auch „Fröscheln Verboten“.

Wenn man bestimmte Hotspots in den Bergen besuchen möchte, tut man das am besten in der Zwischenzeit. So könnte man den Zeitraum zwischen Skisaison und Wandersaison bezeichnen. In dieser Zeit sind die Seilbahnen in Revision, die Hütten und Restaurant haben geschlossen und die teils riesigen Parkplätze sind verwaist.

So hatte ich mich letzte Woche auf den Weg zum Almsee in Oberösterreich gemacht. Das Wetter sollte in den nächsten Tagen wolkenlos werden. Vielleicht nicht ideal für gute Bilder, aber doch gut für das ein oder andere Alpenglühen.

Die Anreise erfolgte natürlich mit dem Bluebus in dem ich auch die Nächte verbringen wollte.

Je näher ich dem Almtal kam, desto schlechter wurde das Wetter. Heftiger Regen peitschte gegen die Windschutzscheibe.
Die Häuser im Almtal haben eine interessante Bauweise, besonders die Dachform sieht man sonst  eher selten.

Dann dichtes Schneetreiben. Eine Fahrt in den Winter. Gut, dass ich letztes Jahr eine Standheizung eingebaut habe.

Langsam läßt der Niederschlag nach. Die Bäume sind mittlerweile komplett eingeschneit und Feuchtigkeit steht in der Luft.

Für den Sonnenaufgang am nächsten Morgen, suche ich nach einen guten Fotospot.

Auch ein Schwan gründelt noch im letzten Licht über den See.

Nun brauche ich noch einen guten Stellplatz zum Übernachten. An den meisten Parkplätzen stehen „Camping Verboten“ Schilder. Der Parkplatz am Wildpark Grünau ist perfekt. Von der Straße durch einen Erdwall abgetrennt und schön eben. Die Nacht ist extrem ruhig und dunkel.

Der Wecker klingelt um 5:20 Uhr. Die Nacht wahr kühl bei Minus 3 Grad. Die Frontscheibe freikratzen und auf geht’s zum See.

Entäuschung: Die Berge sind komplett in Wolken/Hochnebel. Mit Alpenglühen wird es nix werden, vielleicht aber sticht die Sonne doch noch durch den Nebel.


Ein Panorama mit rötlichem Licht aus Osten.

Vereinzelt spitzen nun die Gipfel aus der Nebelwand.

Der Morgen ist schon vorbei, als sich die Sonne immer mehr durchsetzt.

Licht und Schattenspiele.

Wisst ihr eigentlich was Fröscheln ist? Hier am Almsee ist es jedenfalls verboten:

Nicht nur in Frankreich, nein, auch in Österreich wird anscheinend der Froschschenkel nicht verschmäht.

Nachdem ich nicht fröscheln darf, begnüge ich mich zum Frühstück mit einem Kaffe in der Sonne, am Ufer des Sees. Gerade gebe ich Zucker in den Kaffee, da kommt ein älterer Herr vorbei und befragt mich nach meinem Vorhaben hier in der Gegend. Am Ende ermahnt er mich:  „Und nicht Campen! “  – „Natürlich nicht – sowieso niemals“ gebe ich zur Antwort…

Zum Abend mit dem weichen Licht ist es noch lange. Um die Wartezeit zu verkürzen besuche ich den nahen Wildpark Grünau.

Dort begegne ich Meister Petz:

und Isegrim:

Der Schneeeule mit den großen Augen.

und der mit dem grimmigen Blick:

Mittags gibt es Steckerlfisch an einem Kiosk, in der Begleitung einer frisch gezapften Halben.

Danach gehe ich im nördlichen Teil des Sees spazieren. Auf einer Parkbank sitzend, in einer stillen Bucht, vernehme ich plötzlich mehrstimmigen Gesang aus der Nachbarbucht. Eine Gruppe von Frauen zieht alle Register und ihr Singen und Jodel klingt wohltönend über den See. Quasi ein Privatkonzert und auch noch for free. Sehr stimmungsvoll.

Langsam neigt sich die Sonne und ich mache mich wieder auf den Weg zu den ausgewählten Fotospots.

Die Färbung erreicht mittlerweile die Bergspitzen.

Als die Sonne untergegangen ist, legt sich der Wind und der See wird zum Spiegel.

Der Spiegel im See wäre auch mein Wunsch gewesen für den nächsten Morgen.

Das blieb ein Wunsch. In der Wirklichkeit sieht man kaum die Hand vor den Augen. So ist das halt manchmal. Der Wetterbereicht verkündet strahlende Sonne, der See aber, weiss davon nichts.

Wird das noch was heute? Die Hauptbeschäftigung des Naturfotografen besteht aus Warten, Warten und Warten. So ähnlich ergeht es wohl auch der Spinne.

Mindestens eine Stunde später ist doch noch ein schönes Bild möglich. Die oberen Regionen befreien sich vom Dunst und die Gipfel spiegeln sich im See:

Eine weitere halbe Stunde danach:

Anschließend rollt der Bluebus in Richtung Gosausee ca. 1,5 Fahrstunden entfernt.

Im Gosautal snd alle Gasthäuser geschlossen. Nur die Moosalm, eine Art Bistro an der Straße, offeriert halbwegs Geniessbares, wenn auch unter typischem Ski-Alm Gedudel.

Das Gebiet im Gosautal scheint in der Saison sehr beliebt. Ein leerer Groß-Parkplatz folgt auf den Nächsten. An Übernachtungsplätzen ist jedenfalls kein Mangel.

Mit dem Kfz kommt man direkt zum Gosausee auf 933m Meereshöhe. Da wir uns ja in der Zwischenzeit befinden, sind die Sonnenschirme eingeklappt und nur wenige Touristen unterwegs.

Es ist wenig Wasser im Stausee. Am Talschluß grüßt der Dachstein mit Gletscher.

Auch hier werden noch einige Stunden vergehen, bis zum Sunset. Daher mache ich mich auf den Weg zum hinteren Gosausee, ca. 4km entfernt.

Entlang des Ufers.

Nach einer Stunde bin ich am hinteren See. Dieser liegt noch unter einer Schneedecke. 

Die Leiter zum Himmel.

Leider haben das einige Kletterer zu wörtlich genommen, wovon diverse Gedenktafeln zeugen.

Nun gilt es wieder zu warten, in der Hoffnung, dass sich der Wind legt, sich die Wolken verziehen und die Szenerie mit etwas Rotlicht angereichert wird. Quasi das bevorzugte Menü auf der Speisekarte unter „Alpenglühen mit Spiegelung“.

In der Zwischenzeit schiesse ich weitere Bilder. Man weiß ja nie, wie die Wetterlage in 10 Minuten ist.

Bilder mit angestrahltem Schnee und gleichzeitig dunklen Bereichen im Schatten haben fast immer entweder dunkle Stelle ohne Strukturen, oder ausgebrannte Lichter. Um am Ende das technisch perfekte Bild entwickeln zu können, mach ich meist 3 Bilder mit unterschiedlicher Belichtung.

Schlußendlich ist der Dynamikumfang der Sony dann doch sehr gut und ein „Bracketing“ ist nicht notwendig. Zumindest solange die Bilder in dem kleinen Abbildungsmassen der Website gezeigt werden. In dem nachstehenden Motiv ist das kleine, in der direkten Sonne befindliche Glescherfeld noch ausgebrannt, was aber wohl kaum stört.

Ausnahmsweise mal ein Selfie:

Um halb acht ist es soweit. Das Menü wird serviert. Die Spitzen leuchten und der See spiegelt – Perfekt! 

Mit dem Tele: Gipfel in Wolken.

Auch die blaue Stunde ist heute sehr fotogen.

Und noch einmal hochkant für das Smartphone. Der Dachstein mit Frisur aus dem Windkanal.

Nach einer sehr ruhigen Nacht konnte ich endlich einmal ausschlafen. Danach ging die Reise weiter zu Roberto ins Bräustüberl der Augustinerbrauerei in Salzburg. Aber das ist eine andere Geschichte.


Liebe Grüße

Franz

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