Neulich – Ist der K2 im Karwendel ?

Und immer wieder lockt das Karwendel. Wer braucht schon die Dolomiten oder den Himalaya, wenn man solche Berge in Reichweite hat?
Das mit der Reichweite ist allerdings relativ. Einerseits nur 1,5 Stunden entfernt, befinden sich andererseits die Startpunkte zu den Gipfeln teilweise über 20km vom Parkplatz.
Daher empfiehlt der gesetztere Bergfex die Kombination Radl+Bergstiefel auf Neudeutsch Bike+Hike.

Meine Idee war es eine Erkundungstour zu machen, um später einmal gerötete Berggipfel im Sonnenauf- oder Untergang abzulichten. Da Zu- bzw. Abstieg dann in Dunkelheit erfolgen, empfiehlt sich eine gewisse Orstkenntnis. Aufgrund der leichteren Erreichbarkeit von nur 600hm hatte ich mir als Gipfel den Sunntiger ausgesucht. Ausgangspunkt für diese Bergtour ist das Hallerangerhaus. Nur ist dieses halt 23km von Scharnitz entfernt und es sind bis dorthin auch schon 840 Höhenmeter zu bewältigen.

Also rauf aufs Elektroradl und ab durch das Isartal, hinauf bis zur Quelle.

Das Wetter war an diesem Tag durchwachsen – quasi Aprilwetter. Die erste Etappe geht bis zur Kastenalm und war mir schon von früheren Touren bekannt.

Bis zur Kastenalm waren noch einige wenige weitere Elektroradler unterwegs. Die Almhütte hatte allerdings geschlossen, wie derzeit wohl alle Almhütten.

Als Einziger hielt ich gar nicht erst an, sondern fuhr gleich weiter rechts ab in Richtung Hallerangerhaus.
Die Forststrasse wurde immer steiler und steiler. Höchste elektrische Unterstützung und kräftiges Mittstrampeln war angesagt. Der Lenker kam mir entgegen – scheiße ist das steil – aber Absteigen gilt nicht. Und die Steigung wollte gar nicht aufhören.. Hoffentlich reicht die Akkuladung…

Endlich, nach ca 1,5km liess die Steigung nach. Ok, so ist das in der Beschreibung zu verstehen – „bedingt befahrbar, mit Schiebestrecken“.
Das mit dem Schieben kam für mich erst noch und war dann doch etwas überraschend. Während die Steigung sich dann auf verträgliche 10% einpendelte, lag plötzlich Schnee in der Kurve. Langsam kam ich in Höhen, in denen sich der Schnee noch nicht verabschiedet hatte. Das wurde richtig anstrengend. Aufgrund der milden Luftemperaturen war der Schnee mittlerweile so weich, daß das Radl bis zur Nabe einsank und sich nur noch mit  größerer Anstrengung vorwärts bewegen ließ. Schieben anstatt fahren.

So ging das die nächste Stunde weiter. Ein Schneefeld folgte dem nächsten. Warum schiebe ich eigentlich durch den Schnee? Da kann ich das Radl doch gleich stehen lassen. Weit ist es nicht mehr.

Im Schnee sind keine Spuren mehr. Das bedeutete, daß ich auf dieser Tour wahrscheinlich keinen anderen Menschen mehr begegnen würde. Das Hallerangerhaus ist nun schon zu sehen.

Endlich erreichte ich zu Fuß die Halleranger Alm.

Die kleine Kapelle vor der mächtiger Felswand.

Eigentlich war ich schon ziemlich geschafft, von dem vielen Bergauf-Schieben durch den Schnee. Mein Proviant bestand ohnehin nur einem Brot und vielleicht einem halben Liter Zitronenwasser. Für eine Gipfeltour eher zu wenig.
Aber wenn ich nun schon mal da war, dann schau ma moi. A bissl was geht immer.

Mit lautem Knallen lösten sich immer wieder kleine Lawinen aus den gegenüberliegenden Felsen und riesselten wie ein Wasserfall aus der Wand.

Mittlerweile kam die Sonne zum Vorschein.

Durch den Wind und die wechselnden Wetterbedingungen begann ein fantastisches Spiel von Licht und Schatten.

Nach über 30 Minuten bergauf quer über Schneefelder hatte ich den Abzweig leider verpasst.
Also wieder zurück um auf den richtigen Weg zu kommen. Plötzlich ertönten Klänge wie von einem Digeridoo. Wie gibt es denn sowas?? Das Digeridoo entpuppte sich als oranges Plastik-Wasserrohr durch das Wasser tröpfelte und dabei interessante Klänge erzeugte.

Die Wiesen beim Bergsteigerdenkmal bestimmte ich zum meinem Tagesendpunkt und Rastplatz.

Von hier aus hatte ich einen guten Blick auf die Speckkarspitze, den Großen Bettelwurf und in Richtung Vomper Loch. Von dort ist es nicht mehr weit in das Inntal.

Faszinierende Wolken / Sonne Spiele vor beeidruckender Kulisse.

Ein Berg in Schichten aufgebaut, wie aus dem 3D Drucker.

Die nadellosen Lärchen ergeben filigrane Schatten im Abendlicht.

Durch aufziehende Regenwolken wurde das Licht immer spektakulärer. Ist denn der K2 im Karwendel? Nein natürlich nicht. Aber möglicherweise der K3.

In absoluter Abgeschiedenheit habe ich zwei Stunden über die Karwendel-Lichtspiele gestaunt.

Gott sei Dank, war dann der Akku meiner Kamera leer, sonst wäre ich wohl heute noch dort oben.

Liebe Grüße

Franz

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