Neulich in Wolken

Und ewig lockt das Karwendel. 
Gestern um 10 Uhr, war der Lockruf der Gipfel nicht mehr zu überhören und der BlueBus rollte wieder in Richtung Berge.

Mit Stativ und dem Telezoom 70-200 bewaffnet, wollte ich mich der Pleisenspitze nähern. Aufgrund der 1500 Höhenmeter bis zum Gipfel, war eigentlich nur an eine Schnuppertour zu denken. Nach Analyse von Schneelage und nicht vorhandener Fitness, wollte ich keinen Gipfelsturm wagen.

Talort ist Scharnitz. Es ist Antisaison und daher gähnende Leere an den sonst so überfüllten Parkplätzen. Während die Isar in aller Kühle unbeeindruckt ins Tal rauscht, startet das Cube mit mir als Ballast Richtung flußaufwärts. Beim Abzweig zur Pleisenhütte, läßt mich das Schild „Für Fahrräder verboten“,  ersteinmal über eine Exit-Strategie grübeln.
Wie vielleicht bekannt, gilt in unserem Nachbarland das Fahrrad als extrem umweltschädlich. Pick-Ups oder Harvester hingegen, stören Wild und Umwelt  in keinster Weise. So jedenfalls sieht es der Filz aus Forstwirtschaft und Gerichtsbarkeit.

Wieauchimmer, der jungfräuliche Schnee auf dem Weg erzählt mir, daß ich heute wohl doch alleine unterwegs bin und eine Begegnung mit, vor Wut rotangelaufenen Lodenträgern mit Waffenschein, unwahrscheinlich erscheint.

An der Pleisenhüte angekommen, wird das Cube hinter einem Holzstapel versteckt. Hallo, da steht ja schon ein Radl. Ich bin also doch nicht ganz alleine unterwegs.

Der Steig führt erst einmal durch Latschenfelder, bevor sich die Landschaft öffnet und erste weite Blicke möglich werden.

Durch das Tele wiederum, verengt sich zwar die Sicht wieder, dafür aber sind wir damit mitten drin in den bizarren Felsgetümen.

Um über den Felsrand sehen zu können, verlasse ich den Weg im schneebedeckten Geröllfeld und begebe mich an den Rand der Schlucht.

Die ständig hochziehenden Wolkenfelder in Kombination mit den beeindruckenden Felsgestalten lassen einen demütig verharren.

Vielleicht könnt ihr per Videosequenz ein klein wenig teilhaben (auf Vollbild schalten):

Ich steige noch etwas höher und komme schon in die Nähe des Gipfelkreuzes. Gleichzeitig meldet sich mein Kreislauf, doch bitte heute nicht zu übertreiben.

Ok, auch von hier aus sind spannende Bilder machbar:

Der Tag ist kurz und neigt sich.  Auch ich neige mich und zwar dem Abstieg entgegen, um vor Dunkelheit wieder an der Hütte zu sein.

Der leuchtende Nebel neben dem Wettersteingebirge erweckt Gedanken an ein imaginäres Urmeer.

Im Gegenlicht letzte wärmende Sonnenstrahlen:

Die Sonne ist untergegangen, der Himmel färbt sich langsam ein.

Es wird dunkel, die Blaue Stunde beginnt. Letztes Licht erreicht noch die höchsten Gipfel.

Die Stirnlampe ist schon eingeschaltet, als die Hütte erreicht wird. Das Radl ist noch vorhanden, die Reifen haben Luft, somit kann der Downhill beginnen. Im Lichtkegel der Stirnlampe ist die Abfahrt nicht ohne Herausvorderungen. Die häufigen, schräg verlaufenden Wasserrinnen sind extrem breit und unangenehm zu überqueren.
900 Höhenmeter erscheinen Nachts schier endlos. Meine Finger sind schon steif, die Federgabel am Anschlag und die Bremsscheiben glühen. Bin ich unterwegs falsch abgebogen und fahre hinab in den Hades? Bevor mir  der Kerberos erscheint, endet der Weg tatsächlich am schattigen und eiskalten Parkplatz.

Mittlerweile hat es nur mehr 4 Grad und ich freue mich auf zu Hause und eine heiße Dusche. 

Stay Tuned.

Franz

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One Comment

  1. Ich hoffe,8 dass du, lieber Franz, dein Leben nicht nur wegen deiner Fan-Gemeinde riskierst. Der Bericht samt den Bildern ist sehr beeindruckend

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