1978 in Berlin – Teil 3 – Berlin Ost

1978 in Berlin – Teil 3 – Berlin Ost

Unsere Fahrt nach Ost-Berlin traten wir mit der U-Bahn an.

So sah es aus in der Mitte der Millionen-Stadt : Panzersperren statt Cafes

.

Reichstagsgebäude hinter Gittern.

Vorbei an toten U-Bahnhöfen erreichten wir den Grenz-Übergang im U-Bahnhof Friedrichsstraße.
Hier zu fotografieren, kann auch nur einem naiven Landei einfallen. Na ja, ganz wohl war mir nicht dabei. Daher leicht verdeckt fotografiert. Der Grenzer mit Kappe rechnete wohl nicht mit dem Ungehörigen und hat dann auch nichts bemerkt.

Man bekam ein Tages-Visum bis 24:00 Uhr ausgestellt.

Obst und Gemüse..

Der Zufall – oder auch nicht – führte uns in die Gegend an der Mauer.

Sportstätte Berliner Bär – heute geschlossen. Die Gebäude im Bereich der Mauer wurden bewusst dem Verfall überlassen.

Ja, neue Taten waren gefragt zum 30er. Aber welche waren erlaubt?

Betreten und Befahren verboten. Ab hier waren wir dann wohl in der Illegalität.

Mauerblick von Ost nach West.

Der berühmte Checkpoint Charlie. Hier auf Ost-Seite zu fotografieren, war im Nachhinein betrachtet, äußerst unbedarft.

Dann wurden wir doch noch bemerkt, von den Bewachern des realen Sozialismus.

Aber wir hatten wohl das Glück der Naiven. Anstelle einer Einsatztruppe mit Handschellen, kam nur ein freundlicher älterer Herr im Mantel und mit Menschenkenntnis. Wir hatten ein nettes Gespräch zwischen Tourist und Einwohner.
Anschliessend fuhr uns der nette Herr mit seinem Trabbi einmal quer durch Berlin Ost uns ließ uns dann am Alex raus.
Dort im offiziellen Berlin, waren wir nach seiner Ansicht besser aufgehoben.

Die NVA war hier in der Überzahl. Die Gefahr einer bayerischer Übernahme gebannt.

Palast der Republik. Sitz der Volkskammer, für SED Parteitage und Kulturveranstaltungen.

Innen : Erichs Lampenladen.

Wirklich interessant waren die Stunden danach. In einer Art Mathäser Bierhalle gab es die Halbe für 1 Mark (Ost).
Dort trafen wir auf zwei Jungs in unserem Alter. Zwei Mädels schlossen sich kurz darauf unserer Gruppe an. Ich denke ihr Lebensgefühl und Ihre Sehnsüchte haben wir gut verstanden. Letztlich haben alle die gleichen Bedürfnisse. Später kam sogar ein echter Hardcore Punk dazu. Alles super Typen. Gemeinsam zogen wir noch weiter zu einer FDJ Disko. Auch hier gab es wie im Schicki-Micki München eine Warteschlange beim Einlaß und die Auswahl zwischen Gleichen und Gleicheren.
Mitternacht nahte, daher zurück in den „West-Sektor“, ohne DDR Disko Erfahrung.

Das alles ist ja nun Geschichte. Die Fotos historisch und nicht mehr reproduzierbar. Selbst der erst 1976 erbaute Palast der Republik wurde wegen Asbestverwendung 2006 abgerissen.

Ich hoffe die Reiseerzählung hat Euer Interesse gefunden. Vergangene Zeiten anstelle bunter Landschaftsbilder.

Stay cool
Franz

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One Comment

  1. als ich 1973 als 17jährige in der damaligen DDR zusammen mit meinem Vater seine Eltern in Stollberg/Erzgebirge besuchte, waren wir immer sehr vorsichtig beim Fotografieren. Es waren gerade überall Banner zu sehen, die wohl auf Wahlen hinwiesen. Ich werde nie dieses Bild des Ladens vergessen mit dem Schild: „Unser Dank gilt dir, Partei!“ Die Eingangstür war hinter den Glasscheiben links und rechts eingerahmt von Körben mit Braunen Orangen. Noch heute überlege ich, ob dies schon eine Art Protest war, oder ob – da Orangen eigentlich Mangelware waren – dies ein versteckter Protest war. Auf der Rückfahrt in die BRD bekamen wir die „Allmacht“ der Grenzsoldaten zu spüren: „Rechts ranfahren! Kofferraum auspacken!“ Brav befolgte mein Vater die Anweisung. Der Grenzer ging weiter, ohne dass irgendwas passierte. Wir warteten. Nächster Grenzer barsch: „Was machen Sie hier?!“ Mein Vater erklärte. Grenzer barsch: „Einpacken! Weiter fahren!“ Wir passierten die Grenze und obwohl wir nichts zu verbergen hatten, war ich froh, wieder im freien Westen zu sein. Übrigens hatte ich verbotener Weise das Frauenzuchthaus in Stollberg fotografiert.
    Solche Zeiten sollten wir nie mehr bekommen und deshalb unsere Demokratie zu schätzen wissen.
    Liebe Grüße Mama Ute

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