Neulich im Aostatal – Teil 2 – Alpiner Tagebau?

Auf der nächsten Etappe der Reise, rollte der Bluebus zur Südseite des Matterhornmassives.

Dabei landete ich erst einmal im Namensgeber des Tales, dem Ort Aosta.

Ziemlich unpassend zur Altstadt, aber doch interessant. Das Gebäude in der wohl die Botschaft der Republik Luna untergebracht ist.

Kurz darauf geht es links ab in das Valtourneche. Am Talschluß befindet sich der Ort Breuil-Cervinia. Die riesigen, leeren Parkplätze lassen ahnen, dass in der Wintersaison wohl Heerscharen von Skifahrern dort einfallen werden. 

Was hat mich gereizt dieses Tal zu besuchen? Einmal, das Matterhorn zu sehen und zum Anderen scheint lt. Landkarte ein Forstweg bis hoch auf 3300m zum Theodulgletscher zu führen. Ideal für eine schnelle Auffahrt mit dem E-Bike.

Anstelle einer Auffahrt in schöne, hochalpine Landschaften, wurde die Tour aber eher zu einer Fahrt in eine Alptraumlandschaft.

Der Talblick nach einem ersten Viertel der Strecke zeigt noch eine halbwegs intakte Perspektive.

Der Forstweg wird zur breiten, staubigen Piste und auf 2800m kommen mir Fahrzeuge entgegen, die reichlich Staub auf wirbeln. Die Feinstaubbelastung am Mittleren Ring ist sicherlich geringer.

Noch weiter offenbart sich mir, zu welchen Veränderungen der Skisport und dessen Gewinnmaximierung in diesen hochalpinen Landschaften geführt haben.

Hier wächst kein Grashalm mehr. Die Natur wird mit schwerem Gerät zur Skipiste einplaniert.

Es sieht hier aus wie in einem Industriegebiet: Tagebau ala Garzweiler.

Weg oder Piste, ein Unterschied ist schon lange nicht mehr zu erkennen.

Weiter geht es die blauen und roten Skipisten bergauf. In der Bildmitte ist schon das hochgelegene Rifugio zu sehen.

Am Grat angekommen wird es nicht besser. Wohin das Auge auch blickt, links zum Matterhorn, oder rechts Richtung Gletschergrat, ein einziges Desaster.

Vielleicht noch ein Panorambild vom Gletscher mit dem Kleinmatterhorn.

Die letzte Auffahrt zum ohnehin geschlossenem Refugio erscheint mir zu gefährlich. Nicht wegen Steilheit oder Felsen, sondern aufgrund einer Planierraupe in Aktion.

Oh, du liebliche Natur….

Langsam habe ich genug gesehen und rüste mich zum Downhill, der überwiegend steil über Skipisten aller Kategorien führt.

Kurz vor dem Talort, grasen tatsächlich ein paar Schafe auf den letzten Wiesen der Gegend.

Ein letzter Blick auf die berühmte Bergspitze, bevor ich am Parkplatz in meinen Daunenschlafsack schlüpfe. Das bischen Alpenglühen versöhnt mich jetzt auch nicht mehr.

Am nächsten Morgen sortiere ich meine Gedanken, verdränge die Negativen und suche nach Positiven. Ein guter Capucho in der nächsten Bar hilft mir dabei.

Nächstes und der Reise letztes Ziel: Das Grand Paradiso über die südliche Zufahrt durch den Ort Ceresole Reale. Hier war ich schon einmal 2008, mit dem Rennrad, gemeinsam mit  Freunden. Damals im Mai hatte uns der Schnee ausgebremst. Seitdem sitzt die Neugierde in mir, was wohl hinter der Schneewehe zu entdecken ist.

Tatsächlich kommt man mit dem Bluebus auf der geteerten Strasse bis hinauf zum Col de Nivolette auf über 2600m Höhe.

Dort werde ich von Meister Reinecke begrüßt. Als er merkt, dass ich meine Brotzeit nicht mir ihm teilen möchte, zieht er beleidigt ab.

Kaum über den Pass, öffnet sich das Tal mit Blick auf die Laghi del Nivolet.

Dort starte ich meine Wanderung zu den höher gelegenen Bergseen.

Dieser Felsen am Lago Rossett sieht aus als hätte er sich von den Osterinseln hierher verirrt.

Über einen Pfad durch die grasbewachsenen Hügel kommt man zu den Lagi Tre Becchi. Dies wäre eine gute Stelle für ein Sonnenaufgangs-Bild mit Spiegelung der Gipfel. Vielleicht komme ich am nächsten Morgen hierher zurück?

Zurück am Parkplatz schwindet  bereits das Licht.

Als Übernachtungsplatz wird eine einsame Stelle mit Aussicht ausgesucht.

 

Der frühe Morgen kündigt sich an, mit der Rotfärbung der Bergspitzen. Kurz darauf sind sie in satte Farbe getaucht.

Leider habe ich in der Nacht kein Auge zugetan. Fieber mit Halsschmerzen macht meinen Plan einer Sunrise Tour zu den Laghi Tre Bechi zu nichte.

So bleibt mir nicht weiter, als Servus zu sagen und gefühlte 100 Kehren bergab ins Tal zu kurbeln.

Auch für die anderen Rindviecher, geschmückt mit ihren riesigen Glocken geht es zurück in das Winterquartier.

Ich hoffe der Bericht war interessant und hat vielleicht auch zum Nachdenken angeregt.

 

Liebe Grüße

Franz

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3 Comments

  1. ….wenn ich deinen Bildbericht lese, lieber Franz, kommt mir unwillkürlich der Gedanke, dass die Welt, wie wir sie kennen, durch uns Menschen zerstört werden wird. Der Mensch wird das nicht überleben….

  2. Lieben Dank für deinen Bericht (fast Triller!) und die mit uns geteilten wunderschönen Fotos! Sehr traurig, dass die Landschaft sich an ein paar Stellen verändert hat…..

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